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Jahrzehnte haben sie sich nicht gesehen. Im
April 2009 sitzen Rita Grynrock-Gutte, Norma
Günther und Ria Pezzino bei Knigge. Keine der
drei bestellt Torte. Ein Kaffee, ein Wasser oder
einen Wein, für mehr ist kein Platz zwischen all
den Fotos, die sie ausbreiten, für mehr ist
keine Zeit zwischen all den Erzählungen. Der
Tanz der Bilder hat begonnen, Worte sind die
Musik dazu, langsam entfaltet sich der Rhythmus
der Geschichte, die sie verbindet.
Ausgebildete Balletttänzerinnen sind sie alle
drei, die Fünfziger Jahre waren ihre große Zeit.
Rita Gutte aus Gröpelingen war wie Ria Adam
alias Ria Adamo, Norma Günther, Annemarie Stech
und Lalo Mann im neu errichteten „Astoria“
engagiert. Die Ballettmeisterin, Frau Droste,
leitete die hauseigene Balletttrupppe noch 1951,
später gastierten andere Ballettgruppen im Haus.
„240 Mark im Monat gab es“, erinnern sich die
drei Tänzerinnen an ihre schmale Gage. Eine
Ansagerin erhielt 280 Mark. Rita Gutte wechselte
ans Mikro, als jemand gesucht wurde, und hatte
Erfolg. Bis 1954 machte sie Conférence, doch als
sie sich in den belgischen Komponisten und
Pianisten Guillaume Grynrock verliebte, sagte
sie Bremen adieu. Zum Leidwesen von Wolfgang
Fritz, mit dem sie gut befreundet war. Nach dem
Tode seines Vaters hatte der 21-Jährige
gemeinsam mit seiner Stiefmutter Elisabeth Fritz
die Leitung des Varietés übernommen und stellte
sein eigenes Programm zusammen, für das er Rita
Gutte als Ansagerin haben wollte. Doch erst zur
Freimarktszeit 1956 kehrte sie für drei Monate
ins „Astoria“ zurück, und danach verließ sie
Deutschland wieder. Als „Petula Clark von
Belgien“ ging sie in die Musikgeschichte des
Nachbarlandes ein.
Zum
Klassentreffen war sie nach langer Zeit wieder
in Bremen, besuchte ihren Bruder in Bassum, der
wie sie früher bei Tura Sport getrieben hatte,
und schwelgte mit ihren Kolleginnen vom Ballett
in Erinnerungen an andere „Astorianer“ und an
die junge Hildegard Knef,
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