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Begleiten konnte
sie ihn nicht, denn sie war selbst berufstätig,
und 1952, zwei Jahre nach der Heirat, kam ihre
Tochter Brigitte zur Welt. Von zu Hause aus,
ohne Telefon, managte sie die „Ringlis“, und
wann immer es ging, reiste sie mit dem Kind im
Zug in die Stadt, in der sie engagiert waren.
Die Kostüme, daran erinnert sie sich noch, waren
aus Nylon, „weil die Männer ja nicht bügeln
konnten“. Nicht alles, was sie vor und hinter
den Kulissen des Varietés sah, hat ihr behagt.
„Die Artisten waren so hart gegen sich selber.
Zehn, zwölf Jahre alte Mädchen, ich seh sie noch
mit ihren kleinen Schirmen, die sind so gedrillt
worden! Und krank werden durften Artisten nicht.
Die sind auch mit 40 Grad Fieber und
Mandelentzündung aufgetreten.“ Helmut Schwabe
lächelt. „Ein schöner Beruf!“ Helga Schwabe
widerspricht ihm nicht. „Aber es war immer auch
der Kampf, dass wieder Arbeit da war. Zwölf
Monate Engagements im Jahr, das hatten nur die
allerobersten Nummern.“
Ihren Bühnennamen für die Handakrobatik zur
Melodie von „In the Mood“ hatten die Bremer
Brüder dem damals berühmten Circus Ringling
entlehnt. Mit ihrer Partnerin Gerda, die bald
nach Amerika auswandern sollte, hatten sie als
„3 Ringlis“ begonnen, dann machten sie als Duo
weiter. Varietés konnten sie auch unter anderem
Namen buchen: Als Sprungexzentriker „2 Santis“
hatten sie eine komische Akrobatiknummer
einstudiert. In ihrer Kriegsgefangenschaft in
Südnorwegen waren sie vor deutschen Soldaten
aufgetreten, nach Kriegsende unterhielten sie
Amerikaner. Zu Hause in Bremen gab ihnen Emil
Fritz eine Chance in seinem 1950
wiedereröffneten Varieté. „Und sie kamen an“,
ist in einem der sorgfältig aufbewahrten
Zeitungsartikel nachzulesen. „Sie gingen mit
einem Re-Engagement auf Tournee nach
Süddeutschland, weiter Österreich und Holland“,
gastierten im GOP in Hannover, im Essener
„Casanova“, in der „Roten Mühle“ in Hannover, im
Stockholmer „China“, in Belgien, der Schweiz und
den Niederlanden, in Paris, in Monte Carlo, im „Metropol“
in Stuttgart, im „tabu“ in Nürnberg, im
Hamburger „Allotria“ und im Winter immer wieder
im „Astoria“.
„Ein schönes Haus“, sagt Helmut
Schwabe.
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