Nacht für Nacht auf Klimawacht - Februar 2009

 
     
 

Horst Neitzel ist zu beneiden. Er hatte ein Jahr lang freien Zutritt zum „Astoria“, und das als junger Student, der sich die Karten niemals hätte leisten können. Wie teuer sie regulär waren, daran erinnert er sich nicht, bisher auch keiner der anderen Zeitzeugen. Eine Anzeige aus dem Sommer 1953, der flauen Jahreszeit, verspricht wochentags nachmittags freien Eintritt und an Sonntagen nachmittags ermäßigten Einlass zum Preis von einer Mark. Horst Neitzel aber war 1950 Nacht für Nacht gratis im Weltklassevarieté.

Der junge Mann im dunklen Anzug war eigentlich nicht zum Vergnügen im Haus. „Emil Fritz wollte die 250 000 Mark für die Klimaanlage nicht bezahlen“, sagt Neitzel. Der Varietéchef habe reklamiert, die Technik funktioniere nicht richtig, es ziehe. Also habe die Herstellerfirma ihn abgestellt, um die Anlage ein Jahr lang zu überwachen. Ein Traumjob für den Studenten aus der Bismarckstraße.

Horst Neitzel lernte viele Angestellte des Hauses und noch mehr Künstlerinnen und Künstler kennen, auf deren Wertsachen er während der Vorstellung aufpasste. „Ich war ein lebender Aufbewahrungsschrank für Schmuck“, erzählt er amüsiert. Einmal habe eine Barfrau sich einen Ring bei ihm zu Hause abholen wollen - das sorgte für Gesprächsstoff.

Musik mag Horst Neitzel, er tanzt gern, ist Mitglied im Grün-Gold-Club. Und auch Musiker schrieben ihm Autogramme. Wie die „Syncopias“ oder die Eddi Flöderer Combo. Weitere Namen von Bekannten fallen ihm ein: der Bühnentechniker Goldmann, Frau Mull, die das Hauspersonal unter sich hatte, Franz Ciczulski, „Miss Bremen“ Gonda Sureen, und der Grafiker Heinz Fehling aus Scheeßel, dem in der Ausstellung eine eigene Tafel gewidmet ist.

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