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Geschichtswerkstatt unseres Geschichtsvereins Lastoria am 22. Mai 2022 in der Villa Ichon in Bremen
 
 

In Amsterdam Zuid haben sie in der NS-Zeit vorübergehend Zuflucht gefunden: Anne und Margot Frank aus Frankfurt am Main und ihre Eltern, Werner Deutschland aus Hemelingen, die Familie Silten aus Berlin und ungezählte weitere, mehrheitlich jüdische Verfolgte bildeten im Flüsseviertel eine Schicksalsgemeinschaft. Woher kamen sie? Was ist aus ihnen geworden? Wie wird ihrer gedacht? Nach dem Bremer NS-Opfer Werner Deutschland hat unser Bremer Geschichtsverein Lastoria e.V. ein internationales Gedenkprojekt benannt: „Deutschland auf der Flucht. Exil in Amsterdam Zuid 1933-1945“. Und so heißt auch die Geschichtswerkstatt am Sonntag, 22. Mai, 10 bis 18 Uhr, in der Villa Ichon, Goetheplatz 4. Deutsche und niederländische Forscherinnen sprechen über ihre Recherchen, über Menschenrechte und über Erinnerungskultur. Zum Programm gehören außerdem Lesungen aus den Memoiren von Child Survivors, ein Kurzkurs in Niederländisch, eine Stolpersteintour, fünfminütige Runden vor offenem Mikrofon, die Bekanntgabe der ersten Preisträgerinnen und Preisträger des Silten Preises und ein Mitsingkonzert mit jüdischen Liedern. Eine Anmeldung ist erforderlich. Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden werden erbeten.

 

Moderne Formen der Erinnerungskultur werden während der Geschichtswerkstatt präsentiert. Wie zum Beispiel der Stolperstein-Musikclip „A Rose for Nettie Green“ des verstorbenen Musikers Paul Lindsay und des Filmemachers Alasdair Jardine oder der Bremer Audiowalk „Keine Zuflucht. Nirgends. Auf den Spuren der Familie Rosenberg“ aus dem mehrfach preisgekrönten Projekt „Aus den Akten auf die Bühne“, das die Historikerin Eva Schöck-Quinteros (Uni Bremen) und der Schauspieler Peter Lüchinger (Bremer Shakespeare Company) gemeinsam verantworten. Die Amsterdamer Anthropologin und Buchautorin An Huitzing spricht über die bayerische Fotografin Annemie Wolff, die in ihrem Studio in Amsterdam Zuid Hunderte von jüdischen Flüchtlingen porträtiert hat. Auch die Historikerinnen Christine Kausch (Uni Münster), Monika Felsing (Bremen/Lastoria e.V.), Miriam Keesing (Dokin Stiftung, Amsterdam) und Barbara Johr (Initiativkreis Stolpersteine Bremen) halten Vorträge über ihre Forschung oder über einzelne Schicksale, wie sie in Bremen unter anderem auch vom Verein “Erinnern für die Zukunft” dokumentiert werden.

 

Wie es sich anfühlt, in den Niederlanden sprachlich neu anzufangen, kann Emma Lehbib aus eigener Erfahrung vermitteln. Die junge Bremerin, deren Mutter als Kind vor der marokkanischen Armee aus ihrer Heimat Westsahara flüchten musste, studiert in Groningen Internationales und Europäisches Recht. Auch Musik und Lesungen gehören zum Programm der Geschichtswerkstatt: Der Bremer Musiker Burghard Bock und die Frankfurter Musikerin Veronika Bloemers gestalten ein kurzes Mitsingkonzert mit jüdischer Musik, und zwei Mitglieder der Hörbuchgruppe des Geschichtsvereins lesen aus den Kindheitsbiografien von Überlebenden. Auch aus den Erinnerungen von R. Gabriele S. Silten (1933-2021), die mit Unterstützung des Lastoria e.V. übersetzt und als deutschsprachige Taschenbücher (“Zwischen zwei Welten” und “Ist der Krieg vorbei?”) 2020 und 2021 bei BOD erschienen sind. Gabriele Silten hat gemeinsam mit ihren Eltern Theresienstadt überlebt, kehrte nach ihrer Rettung zurück in die Niederlande und emigrierte dann in die USA. Als aktive Zeitzeugin, als Buchautorin und als Dichterin hat die Professorin für Sprachen ihren Beitrag dazu geleistet, dass die Verbrechen der Nazis nicht in Vergessenheit geraten und die Opfer, wie ihr bester Freund Hans Cossen aus Norden, in Erinnerung bleiben. Der Silten Preis zum Gedenken an die Berliner Apothekerfamilie Silten wird erstmals an Schülerinnen, Schüler oder Studierende vergeben, die sich mit Holocaustforschung beschäftigt haben.

 

Die offene Geschichtswerkstatt soll engagierte Laien und Profis miteinander in Kontakt bringen, Impulse für Diskussionen über Menschenrechte geben und den internationalen Austausch von Rechercheergebnissen fördern. Wer als Teilnehmerin oder Teilnehmer das eigene Projekt kurz vorstellen will, kann sich um eine der Fünf-Minuten-Sessions des Offenen Mikros bewerben. Kontakt unter mail@lastoria-bremen.de. Es gelten die dann aktuellen Corona-Regelungen. Das ausführliche Programm wird digital verschickt.

 
 

 

 
   
   
   
   
   
   
   
   

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