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„Kennen Sie die Dame etwa nicht? Das war Olga
Irén Fröhlich!“ Nicht auf der Bühne, in einem
Geschäft im Viertel hat Wolfgang Kuhlmann die
humorvolle Sängerin in den 80er Jahren kennen
gelernt. Er sprach sie an, sie lud ihn zu sich
in die Sonnenstraße ein, und als er ein
Filmprojekt vorschlug, hatte sie ihm und seinen
Schülerinnen viel zu erzählen. Das Interview mit
der vor einigen Jahren verstorbenen großen
jüdischen Diseuse, die erstmals in den 30ern im
„Astoria“ auftrat, vor den Nazis in die Schweiz
fliehen konnte und in der Nachkriegszeit
zurückkehrte, ist in der Mediathek des
Landesinstituts für Schule (LiS) nach wie vor
ausleihbar. Ihre Stimme war in der von Radio
Bremen erneut gesendeten Radiobeitrag „Astoria -
Glanz und Elend eines Varietés“ von Sven Scholz
aus dem Jahr 1967 mehrfach zu hören, außerdem
hat sie, wie Christine Renken herausfand,
Aufnahmen für Kishon gemacht.
Der Leiter des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums
in Huchting spricht von Olga Irén Fröhlich mit
großem Respekt, aber auch in freundschaftlichem
Ton. Einmal hat Wolfgang Kuhlmann die alte Dame
zu einem Konzert von Tim Fischer mitgenommen,
das ihr bis auf eine kleine Kritik sehr, sehr
gut gefiel. Das hat sie den Sänger, der ihr
Enkel hätte sein können, auch wissen lassen.
Gerade heraus, wie es ihre Art war.
In
einem der Zeitungsartikel, die der Akrobat
Helmut Schwabe („2 Ringlis“, siehe Mai 2009)
gesammelt hat, weil er und sein Bruder darin
ebenfalls erwähnt wurden, steht über Olga Irén
Fröhlich, sie sei gewissermaßen der Sekt im
artistischen Cocktail: „Ihre spritzigen Vorträge
sind feine, aber wirkungsvolle Nadelstiche in
die oft zu dicke Haut mancher Zeitgenossen,
denen sie auf elegante und trotz mancher Schärfe
doch herzliche Weise den Spiegel vorhält.“ Und
in einem Bericht im WESER-KURIER schreibt Lilo
Weinsheimer: „Diseusen wie die Fröhlich kann man
mit der Lupe suchen, man wird sie kaum finden.
Sie plaudert, sie trauert, sie träumt, sie
erzählt und singt, sie kann wunderbar frech und
spitz sein, und dann wiederum sagt sie
Wahrheiten, die nicht in Watte gepackt sind. Es
ist schön, dieser eigenwilligen Schweizerin, die
eine große Diseuse und eine große Komödiantin
ist, zuhören zu dürfen.“
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